1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Ein literarisch-musikalischer Abend mit Götz Otto und Gesine Cukrowski (Lesung), Wen-Sinn Yang (Cello) und dem Jewish Chamber Orchestra of Munich im Rahmen des Jubiläumsjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Theater für die breite Bevölkerung geöffnet. Nicht nur gebildete Bürger sollten ins Theater gehen können, auch das Proletariat sollte über die Kultur Zugang zu einer humanistischen Bildung erhalten.
Viele der Akteur*innen waren - ob als Autor*innen, Komponist*innen, Regisseur*innen oder Intendant*innen - treibende Kräfte darin, die Bühnen Ende des 19. Jahrhunderts für die breite Bevölkerung zu öffnen. Ein Hauptorgan dieser Bewegung waren die deutschlandweit gegründeten Volksbühnen, beginnend mit Berlin 1880.
Bei jüdischen Kreativen jener Zeit war diese kulturpolitische Aktivität jedoch oft nicht mit einem spezifischen und bewusst gelebten "Jüdisch-Sein" verbunden, vielleicht sogar das Gegenteil, denn vielfach wurde von jenen Machern zum Beispiel durch Namensänderung (z.B. Max Reinhardt) oder andere Assimilierungsmaßnahmen (Hugo von Hofmannsthal) der jüdische Hintergrund gegenüber der breiten Bevölkerung zu verstecken versucht. Dennoch sind die jüdisch-kulturellen Einflüsse unübersehbar.
An diesem besonderen kulturellen Abend spüren Götz Otto und Gesine Cukrowski anhand von Texten und Wen-Sinn Yang und das Jewish Chamber Orchestra anhand von Musikstücken nach, welche die prägenden Köpfe der Idee der kulturellen Teilhabe am Theaterleben gewesen sind und worin deren aufklärerisches Profil bestanden hat. Arbeit und Wirkung dieser intellektuellen Akteur*innen wird sichtbar und die Bedeutung und Wirkung ihres Schaffens bis heute betrachtet.