Edward II. auf der Bühne

Alle zusammen - alle bereit

Zum ersten Mal ein komplettes Stück auf der neuen Bühne. Gespannte Vorfreude lag in der Luft, als vergangene Woche die erste AMA auf dem Probenplan stand: "Edward II", das Eröffnungsstück am neuen Haus, "Alles mit Allem".

Autorin: Katinka Holupirek

Auf den Gängen des Theaters herrschte deshalb auch geschäftiges Treiben. Hier nur mit Bademänteln bekleidete Schauspieler*innen, die zur Maske eilen, dort Bühnentechniker*innen, die mit dem Inspizienten letzte Fragen zum Ablauf klären. Mittendrin steht die Regieassistentin, angeregt mit der Mutter des neunjährigen Kinderdarstellers ins Gespräch vertieft.

Wir fühlen uns beinahe ein bisschen wie auf Gastspielreise.

"Wir fühlen uns beinahe ein bisschen wie auf Gastspielreise.", lacht die Maskenbildnerin, als sie gerade Pascal Fligg mit reichlich Rouge und Puder in den Erzbischof von Canterbury verwandelt. "Die Räumlichkeiten fühlen sich noch ein bisschen ungewohnt an. Doch das ganze Team freut sich wahnsinnig darauf, die neue Bühne nun endlich einzuweihen."

Während sich hinter der Bühne das Ensemble in betriebsamem Trubel bereit macht, ist das Licht im Zuschauerraum bereits gedimmt. Hier ist es still, es herrscht höchste Konzentration. Licht- und Tontechnik sitzen vor Schaltpulten und Monitoren, nehmen Einstellungen vor und instruieren per Funk die Kolleg*innen auf der Bühne. Diese wiederum bringen Spots und Scheinwerfer in die richtige Position. Selbst auf der derzeit modernsten Bühne Europas funktioniert eben nicht alles auf Knopfdruck.

Bühnenbildner*innen und Requisiteur*innen legen parallel dazu letzte Hand ans Bühnenbild. Dem König noch rasch ein Bad eingelassen, seine Pantoffeln bereitgestellt und dann ab in die Kulissen. Inzwischen haben sich nämlich alle Schauspieler*innen in Kostüm und Maske auf der Bühne versammelt. Während einige den weiten Raum ausnutzen und sich ausgelassen in ihren Gewändern drehen, blicken andere eher verhalten, beinahe etwas ehrfurchtsvoll den 30 Meter hohen Bühnenturm hinauf.

Bitte alles auf Anfang!

 

Von dort schwebt nun, vom leisen Schnurren der Seilzüge begleitet, die Leinwand für den ersten Aufzug herab. Regisseur Christian Stückl gibt mit ruhiger Stimme knappe, letzte Anweisungen, bevor er mit einem energischen "Bitte alles auf Anfang!" die Bühne verlässt und im Parkett Platz nimmt. Das Licht geht aus und der erste komplette Stückdurchlauf überhaupt auf der großen Bühne beginnt.

Anfangs scheint die ungewohnte Umgebung für leichte Befangenheit zu sorgen, die jedoch rasch verfliegt. Nach den ersten Schritten auf der sich beständig drehenden Bühne scheint alle Anspannung von selbst abzufallen. Die Bewegungen werden immer sicherer, die Stimmen voluminöser, kraftvolle Energie macht sich breit: Endlich steht das Ensemble dort, wo es so lange hinwollte. Die Freude am Spiel breitet sich wellenartig aus, bis zum letzten Platz im Zuschauerraum.

Bald wird von dort ein erwartungsvolles Premierenpublikum gebannt auf die Bühne blicken. Es endlich im neuen Volkstheater zu begrüßen, bedeutet für alle hier so viel mehr als nur gemeinsam Premiere feiern. Es bedeutet: Alles auf neu.