Das große Heft
Ein Zwillingspaar wird aufs Land geschickt. Die große Stadt, aus der sie kommen, wird bombardiert. Es ist Krieg. Ihre Großmutter wohnt im letzten Haus einer kleinen Stadt, nahe der Grenze. Die Kinder bekommen die Härte des Landlebens zu spüren und die Härte einer Gesellschaft im Krieg. Tote Soldaten im Wald, Fliegeralarm, Elend und Hunger sind allgegenwärtig. Die Zwillinge beginnen schrittweise, sich dieser verrohten Welt anzupassen: Was anfangs noch wie Kinderspiele anmutet, dient bald nur noch dazu, sich abzuhärten. In immer drastischeren Übungen trainieren sie Körper und Geist und werden immer mehr zu selbstständigen Akteuren im Dorfgeschehen.
In präzisen Sätzen von einzigartigem Sog entwickelt Ágota Kristófs Romantrilogie die Geschichte der Zwillinge. "Das große Heft", "Der Beweis" und "Die dritte Lüge" erzählen durch ein Labyrinth von Perspektivwechseln und falschen Fährten hindurch von Abstumpfung, Bewältigungsversuchen und der Frage, was der Krieg mit der Identität eines Kindes macht. Die ungarisch-schweizerische Autorin erhielt dafür zahlreiche Preise und wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Ran Chai Bar-zvi inszeniert das erste Mal am Münchner Volkstheater und webt in seine Bearbeitung von "Das große Heft" auch Texte aus den Fortsetzungen mit ein. Auf der Suche nach seinem Bruder schaut ein inzwischen erwachsen gewordener Zwilling zurück auf die Kindheitserlebnisse, die nach und nach in einem anderen Licht erscheinen.
"Was grausam ist, muss nicht noch grausam abgebildet werden. Und das ist fantastisch. [...] Es sind ungeheuer starke Bilder und Stimmungen, die Ran Chai Bar-zvi und die Spieler mit wenig Zubehör schaffen und das Ungeheuerliche, wenn schon nicht fassbar, auf eine Weise spürbar machen." - Süddeutsche Zeitung
"Jonathan Müller, Ruth Bohsung, Julian Gutmann, Max Poerting und Nina Steils bilden ein konzentriertes, engagiertes Ensemble, das die Wucht der Geschichte ohne jede Falschheit transportiert. Die fünf wechseln Figuren, Schauplätze, Stimmungen elegant, ernsthaft und unangestrengt. Das ist unbedingt sehenswert." - Münchner Merkur
Hinweise zur Inszenierung
- Einsatz von Stroboskoplicht
- Die Inszenierung thematisiert Krieg, Tod, physische und sexualisierte Gewalt