Die Bühnenanpassung
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Wie eine Hotellobby wirkt die goldfarbene und mehrere Meter hohe Rahmenkonstruktion mit drei Drehtüren, durch die das Ensemble so elegant und tänzelnd wie auch schwungvoll auf- und abtritt. Es könnte aber auch das Foyer einer schicken Großbank sein, das der Bühnenbildner Stefan Hageneier für die Inszenierung von "Der Kaufmann für Venedig" entworfen hat. In jedem Fall hat der Bau des Bühnenbilds viel Arbeit erfordert.
Das war eine heikle Geschichte. Vor allem wegen dem Blech, das gebogen werden musste.
Die Konstruktion besteht aus Holzrahmen, die mit gebogenem Blech überzogen wurden. Um den goldenen Effekt zu erzeugen, wurde das Aluminium am Ende noch pulverbeschichtet. Die kurze Produktionszeit ließ die Bühnenbauer*innen in Schwitzen kommen. "Das war eine heikle Geschichte. Vor allem wegen dem Blech, das gebogen werden musste.", erinnert sich Carsten Lück, der technischer Leiter am Münchner Volkstheater ist. Um rechtzeitig fertig zu werden, übernahm schließlich eine Kulissenfirma den Bau des Bühnenbilds.
Wir haben es uns am Rechner in 3D angeschaut und sehr schnell entschieden, dass die Konstruktion breiter sein muss.
Das aufwendige Bühnenbild kam jedoch nur wenige Male zum Einsatz. Die Inszenierung feierte im Oktober 2019 Premiere und konnte im alten Haus nur 20 mal aufgeführt werden, bevor die Theater wegen der Pandemie im Frühjahr 2020 schließen mussten. Und danach stand schon der Umzug ins neue Haus bevor. Als in der Direktionssitzung besprochen wurde, welche Inszenierungen ins neue Theater mitgenommen werden, war schnell klar, dass "Der Kaufmann von Venedig" wiederaufgeführt wird. Nicht nur, weil die Inszenierung nur wenige Male aufgeführt wurde. Sondern auch wegen der geringen Anpassungen, die beim Bühnenbild nötig sind. "Wir haben es uns am Rechner in 3D angeschaut und sehr schnell entschieden, dass die Konstruktion breiter sein muss. Das Bühnenbild war für die 12m-Bühnenöffnung im alten Haus konzipiert worden. Wir haben alles um etwa 2,50m verbreitert, damit der größere Bühnenraum seine Wirkung erzielt und das Bühnenbild nicht verloren ausschaut.", wie Lück erklärt. Hinzu kommt noch die Beleuchtung, die an die neuen Raumverhältnisse angepasst werden muss. Eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Arbeit.
Es gibt aber auch Inszenierungen die gar nicht verändert werden mussten. "Felix Krull" ist so ein Fall. Das sehr reduzierte Bühnenbild aus drei einfachen Metallrahmen, in denen die Schauspieler*innen stehen, bleibt wie es ist: "Das war ja ein Stück des Nachtkastls, also der kleinen Bühne im alten Haus. Und jetzt wird es in der Bühne 2 gezeigt. Wir müssen es nur technisch anpassen. Das heißt, neu einleuchten und akustisch anpassen. Aber wir müssen in der Werkstatt nichts machen.", so Carsten Lück.
Bei 'Nathan der Weise' besteht der gesamte Bühnenboden aus einer großen Welle, die einen enormen Umbau erfordert hätte.
Und welche Inszenierung hat es nicht ins neue Volkstheater geschafft? Vor kurzem wurde entschieden, dass "Nathan der Weise" nicht mehr aufgeführt wird. Eigentlich hätte die Inszenierung mit sollen, aber die Anpassungsarbeiten wären einfach zu aufwendig gewesen. Bei der Inszenierung besteht der gesamte Bühnenboden aus einer großen, hölzernen Welle, die einen enormen Umbau für die neue Bühne erfordert hätte. Nachdem klar war, wie viel Arbeit das wäre, wurde die Inszenierung schweren Herzens aus dem Repertoire genommen.
Bevor aber der "Kaufmann von Venedig" mit angepasstem Bühnenbild endlich seine Wiederaufführung feiern kann, muss geprobt werden. Fast zwei Jahre ist die letzte Aufführung her. Zu lange für die Schauspieler*innen. Daher muss nochmal in einer Probe alles durchgespielt werden, ehe die Inszenierung am 20. Dezember in das Münchner Volkstheater zurückkehrt.