Der Besuch der alten Dame
Die Enkelin von Claire Zachanassian kommt für einen Auftritt nach Güllen, der verarmten Heimatstadt ihrer verstorbenen Großmutter. Da sie sich mit deren Vergangenheit nie richtig auseinandergesetzt hat, ist sie gespannt, Güllen endlich kennenzulernen. Der Klang ihres Nachnamens bringt die ganze Stadt auf die Beine. Man erhofft sich eine Finanzspritze durch die Erbin der reichen Dame. Doch schnell merkt Zachanassian, dass noch etwas anderes mitschwingt. Die Güllener sind allesamt Nachgeborene und kennen die alte Dame nur aus Erzählungen. Erst nach und nach erfährt die Enkelin, dass Alfred Ill, nachdem er ihre Großmutter geschwängert hat, die Vaterschaft abstritt und die Schwangere als gebrochene Frau ins Ausland fliehen musste. Zachanassian wird klar, dass nicht nur Alfred Ill ihre Großmutter traumatisiert hat, sondern die ganze Stadt daran eine Mitschuld trägt, die nicht aufgearbeitet wurde. Da die Güllener das ganz anders sehen – alles Schnee von gestern, sowas könne heute nicht mehr passieren – setzt sie ein Kopfgeld auf Alfred Ills Enkel aus, das der Stadt eine zweite wirtschaftliche Blüte bescheren könnte.
Sapir Heller verlegt den Besuch der alten Dame in die Enkelgeneration und setzt sich mit der Vererbung von Traumata und kollektiver Schuld auseinander.
Besetzung
"Ein starker, ziemlich lustiger und am Ende sehr trauriger Abend, der nicht nur Sapir Hellers feine Hand belegt, sondern auch sichtbar macht, wie gut behutsames und intelligentes Tuning einem Lehrstoff tun kann." - Kulturvollzug
"Was Sapir Heller da zeigt, ist relevant, bitterböse und in all seiner Komik ziemlich unheimlich." - Abendzeitung
"Mit ihrer Version verschärft Heller die Dissonanz in Dürrenmatts Stück." - TZ
Hinweise zur Inszenierung
- Einsatz von Stroboskoplicht
- Während der Vorstellung kommt es zum Einsatz von Bühnenzigaretten