Früchte des Zorns
John Steinbecks Roman Früchte des Zorns löste bei seiner Veröffentlichung 1939 einen Skandal aus. Für die ungeschönte Sozialkritik des Romans wurde Steinbeck Umstürzler geschimpft und erhielt Morddrohungen. Später wurde der Bestseller mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, verfilmt und 1962 erhielt Steinbeck den Literaturnobelpreis. Der Roman nimmt das Schicksal einer Gruppe amerikanischer Klimaflüchtlinge zur Zeit der Great Depression in den Fokus. In der Dust Bowl haben viele Farmer durch jahrelange, zum Teil menschgemachte Dürren ihre Ernten verloren und können die Pacht für ihr Land nicht mehr bezahlen. So verlassen sie in den 1930er-Jahren zu Hunderttausenden ihre Heimat und machen sich auf den Weg ins 2000 Kilometer entfernte Kalifornien, dem vermeintlich gelobten Land. Auch die verarmte Farmersfamilie Joad begibt sich auf die lange und beschwerliche Suche nach Arbeit und einem neuen Leben. Doch stattdessen erwarten sie nur Ausbeutung, Hunger und Fremdenfeindlichkeit.
Steinbeck schrieb seinen Jahrhundertroman zutiefst bewegt vom Elend, das er in einem Flüchtlingslager dokumentierte, und mit dem erklärten Ziel, Empörung über die sozialen und politischen Missstände zu wecken, die von einer ungerechten Wirtschaftsordnung und der Zerstörung der Umwelt hervorgerufen werden. Regisseur Max Lindemann begleitet in seiner Inszenierung die Familie Joad auf den Flüchtlingstrecks und untersucht die politischen Umstände, die heute zu globalem Ausmaß angewachsen sind.
Besetzung
"Es lässt sich viel Lobendes über diese zweidreiviertel Theaterstunden sagen. Das Ensemble ist exzellent, die Ausstattung inklusive Videos ebenfalls. 500 heute eher mühsam zu lesende Klassiker-Seiten werden geschickt und ohne Hinzufügung von Fremdtexten auf eine menschenfreundliche Kürze eingedampft. Und selten gab es eine besser geölte Theatermaschinerie zu sehen: im technischen wie im übertragenen dramaturgischen Sinn." - AZ
"Lindemann macht alles andere als naturalistisches Theater. Dem Regisseur geht es weniger um Einfühlung als um Verstehen, um das Erkennen von Zusammenhängen. [...] Immer wieder treten die Spieler*innen aus ihren Rollen, um von den Seiten das Geschehen zu kommentieren und in größere Zusammenhänge einzuordnen. Diese Perspektivwechsel vom Individuellen zum Allgemeinen gibt es auch bei John Steinbeck, wie dieser Abend überhaupt erstaunlich nah an der Tonalität seiner Vorlage bleibt." - nachtkritik
Hinweise zur Inszenierung
- Darstellung von Gewalt, Mord und Totschlag, Fehlgeburt, Polizeigewalt, Diskriminierung
- Einsatz von Schreckschusswaffen