Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
Eine Frau schläft. Die Welt scheint ihr sinnentleert, sie verachtet ihre Umgebung – die New Yorker Kunstszene – und ihre Mitmenschen. Selbstverwirklichung, Karriere und soziales Leben interessieren die namenlose Protagonistin nicht, trotz ihrer zahlreichen Privilegien. Stattdessen entscheidet sie sich für einen radikalen Rückzug: sie will ein Jahr lang durchschlafen. Die Hohlheit ihrer Welt zu Beginn des Jahrtausends, die Erinnerungen an ihre gefühlskalte Kindheit, den Tod ihrer Eltern und die anderen Überbleibsel ihres vergangenen Lebens wie ihre Freundin Reva sollen in diesem Winterschlaf verschwinden. Eine dubiose Psychiaterin verschreibt ihr dazu zahllose Medikamente. Diese haben allerdings nach einer Weile den Nebeneffekt, dass sich im bewusstlosen Zustand ein Eigenleben entwickelt. Ihr unbewusstes Selbst lässt sie plötzlich Dinge tun, die sie eigentlich hinter sich lassen möchte: Selfcare und Partys schleichen sich im Schlaf zurück in ihr Leben und sie kann ihrer Erinnerung und ihrem Realitätsempfinden immer weniger trauen.
Die amerikanische Autorin Ottessa Moshfegh hat in ihrem renommierten Roman vor der Folie der frühen 2000er Fragen danach gestellt, was eine sinnentleerte Welt für eine junge Generation bereithält, wie eine radikale Verweigerung dagegen aussehen kann und wie Selbstfürsorge mit Abschottung verwoben ist. Katharina Stoll versetzt die Handlung in die New Yorker Galerie und inszeniert sie als absurden Trip durch ein Labyrinth aus Traum und Realität.
Besetzung
"Katharina Stoll [...] hat mit clever reduzierten Mitteln einen Totentanz aus Konsumterror, Langeweile und Lebensekel gezaubert, der trotz allem Reden vom Einschlafen überhaupt nicht müde macht, sondern wach. Und wütend. Wunderbar." - Garmisch-Partenkirchener Tagblatt
"Katharina Stoll hat ein durchweg starkes und überzeugendes Ensemble versammelt und einen faszinierend irritierenden Abend inszeniert, der reich ist an Witz und skurrilen Szenen." - Abendzeitung
"Regisseurin Stoll zieht die Erzählfäden rasch und straff zusammen, durchaus mit Witz. Liv Stapelfeldt weiß ihre ausgehöhlte Figur mit Überzeugungskraft auf die Bühne zu bringen, spielt den Verfall, ohne moralisch zu werden, ist Zentrum dieser Ich-Umkreisung." - Süddeutsche Zeitung
Hinweise zur Inszenierung
- Einsatz von Stroboskoplicht
- Darstellung von Essstörung
- Darstellung von Drogenabhängigkeit