Spill your Guts
In seinen Theaterarbeiten greift Performance- und Aktionskünstler Hendrik Quast Unterhaltungstechniken auf, um biografische Bezüge zu fiktionalisieren, theatral zu überhöhen und zu verfremden. Spezifisch für diese Arbeit hat er die Kunst des Bauchredens erlernt, um sich seinem chronisch-kranken Darm anzunähern. Im Dialog mit seiner entzündlichen Klappmaulpuppe wird der Darm in seinen Eigenheiten und Metaphoriken, aber auch seinen Pathologien ergründet.
Dabei hat die sendungsbewusste Puppe ihren Bauchredner fest im Griff und nur eins im Sinn: mit der Scham ihres einsilbigen Spielers und dem Publikum zu spielen. In diesen Interaktionen entfacht das ungleiche Duo einen Beziehungsthriller über unverdaute Theaterreste, befeuert das Stammeln über unsichtbare Krankheitsgeschichten und stürzt sich in einen Shitstorm über Wartezimmerkunst.
Quasts Alltagserfahrungen mit chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten eröffnen für das kranke und gesunde Publikum neue Sprechweisen kranker Körper. Zuschreibungen von sichtbar und unsichtbar markierten Körpern werden hier künstlerisch verarbeitet und öffnen mit viel Humor neue Räume zwischen Cringe und Groteske. Mit den Mitteln der Unterhaltungskunst stellt der Künstler mit seinem Team in dieser Arbeit die Frage, wer die Deutungshoheit über den kranken Körper eigentlich innehat, oder wer hier eigentlich wen regiert: die Medizin, der Patient oder die Krankheit selbst?
Eine Produktion von Hendrik Quast in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE Berlin, Kampnagel Hamburg und Künstler*innenhaus Mousonturm. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin sowie aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Mit Unterstützung durch die Akademie Schloss Solitude und das Theater Rampe Stuttgart (Kooperationsstipendium) sowie das Residenzprogramm von Cima Città (CH). Das Projekt war Teil des Residenzprogramms schloss bröllin e.V., unterstützt durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und den Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Besetzung
"Tatsächlich ist auch viel Therapie dabei – nie der schlechteste
Teil guter Kunst." - Berliner Zeitung
"Er spricht Themen an, die man eigentlich lieber wegschiebt, Themen, die gerade [jetzt] verhandelt werden sollten. Und er macht das mit den Mitteln des Entertainments, mit Freude an der Provokation." - Hamburger Abendblatt
Hinweise zur Inszenierung
- Die Themen Behinderung, Ableismus, Klassismus und Tod werden angesprochen