Kinderbetreuung am Theater
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Wie kam die Idee zustande, ein Kinderhaus im Volkstheater einzurichten?
Christian Stückl: Als wir uns entschieden haben, ein neues Volkstheater zu bauen, mussten wir vorher ganz genau sagen, was wir wollen. Mir war von Anfang an wichtig, dass in diesem Nutzungsbedarf bereits ein Betriebskindergarten steht. Ich arbeite seit langer Zeit mit sehr vielen jungen Menschen zusammen und merke einfach, dass der Bedarf da ist, die eigenen Kinder mitzubringen.
Welche Hürden gab es bei der Umsetzung?
Im ersten Schritt der Planungen empfahl das Baureferat, das Sozialreferat zunächst rauszuhalten. Bereits das Denkmalamt, das Baureferat und das Kommunalreferat zusammenzubringen, war schwierig. Daher hatten wir im ersten Moment keinen Kindergarten. In dem alten Gebäude an der Ecke Tumblingerstraße und Zenettistraße wurde im Erdgeschoss vorläufig eine Kindertheaterwerkstatt eingeplant, um bereits die Räume für den späteren Kindergarten zu haben. Aber in der ersten Planung wurde nicht an Kindertoiletten gedacht. Deswegen musste im zweiten Schritt nochmal neu geplant werden. Das Gebäude wurde auch unter Denkmalschutz umgebaut. Das heißt, man hat die Kabel über die Wand gelegt. Jetzt müssen sie aber zum Schutz der Kinder unter die Wand. Solche Sachen haben das Ganze verzögert.
Von wem wird das Kinderhaus geleitet?
Wir haben von vorne herein gesagt, wir können es nicht selber leiten. Deswegen haben wir uns entschieden, mit ServusKids zusammenzuarbeiten, die in München schon mehrere Kindergärten betreiben. Die haben das im Kreuz und wissen, wie das geht. Und sie wissen, wie man Anträge stellt, da wir letztlich auch eine Förderung bekommen. Es wird aber kein reiner Betriebskindergarten. Wir bekommen feste Plätze, aber es sollen auch Kinder aus der Umgebung in den Kindergarten kommen.
Was sagen die Mitarbeiter*innen zum neuen Kinderhaus?
Es sind alle sehr froh, dass wir eine Kinderbetreuung bekommen. Der Bedarf ist da. Und wir haben schon Anfragen von einem anderen Haus bekommen, dass sie sich auch gerne anschließen wollen. Aber erstmal haben wir das Ganze für uns gemacht.
Gibt es Pläne, mit den Kindern Theaterprojekte umzusetzen?
Ich glaube, wir müssen uns erstmal alle annähern. Aber natürlich ist es naheliegend, dass man irgendwann mit den Kindern etwas künstlerisches macht.
Welche Einrichtungen betreibt ServusKids in München?
Margit Werler: Als sozialer Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe betreibt ServusKids Kindertageseinrichtungen an rund 26 Standorten mit dem Schwerpunkt in München, aber auch in den Gemeinden in Neubiberg und Haar haben wir fünf Standorte. Wir betreuen Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren. Der Schwerpunkt liegt bei Kindertageseinrichtungen. Wir bieten aber auch mobile Tagespflege, Jugendsozialarbeit, Kinderersatzbetreuung und Ganztagsbetreuung an Schulen an. Insgesamt beschäftigen wir rund 310 Mitarbeitende und haben 1200 Kinder an Bord.
Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Volkstheater zustande?
Wir stießen auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, in dem Christian Stückl sich äußerte, dass er sehr gerne einen Kindergarten im Volkstheater hätte. Als wir das lasen, haben wir als Träger sofort die Initiative ergriffen und dem Volkstheater geschrieben, dass wir das gerne übernehmen würden. Daraufhin wurden wir eingeladen, um uns die Räumlichkeiten anzuschauen. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, dort ein Kinderhaus einzurichten. Christian Stückl hat sich sehr dafür interessiert, wer wir sind und für welche Werte wir stehen. Und wir hatten auch den Eindruck, dass wir an so einem Standort die Richtigen sind, um ein Konzept zu schreiben, das gut zum Theater passt.
Wir sehen das auch als eine Schnittstelle zum Theater.
Welche Besonderheiten gibt es beim Kinderhaus?
Es ist ein Kinderhaus für Kinder von 0 bis 6 Jahren. Es sind 4 Krippenplätze und 13 Kindergartenplätze vorgesehen. Die Werte bei ServusKids basieren auf den Grundpfeilern Nachhaltigkeit, Inklusion und Vielfalt. Wir würden gerne den Schwerpunkt auf das Thema Kunst und Theater setzen und gemeinsam mit den Kindern viele kreative Aktionen entwickeln.
Sind hierfür auch Räume vorgesehen?
Wir dürfen im Theater einen Mehrzweckraum nutzen, in dem wir Theater-, Musik- oder Bewegungsprojekte umsetzen können. Das ist total toll, weil wir das auch als eine Schnittstelle zum Theater sehen. Vielleicht kann auf längere Sicht auch ein Miteinander entstehen, bei der Schauspieler*innen den Kindern etwas auf der Bühne zeigen. Aber das wird sich alles entwickeln.
Wird das Kinderhaus nur vom Volkstheater genutzt?
Es ist ein Betriebskindergarten, bei dem 50% der Plätze durch Mitarbeitende des Volkstheaters belegt sind. Die anderen 50% kommen aus dem Stadtteil.
Wann wird das Kinderhaus öffnen?
Bis Mitte September soll die Einrichtung soweit im Ausbau fertig sein, dass wir eine Betriebserlaubnis über das Referat für Bildung und Sport erlangen können. Ich hoffe, dass alles wie geplant klappt und dass wir am 1. Oktober in Betrieb gehen können. Darauf freuen wir uns schon sehr.