Die schönsten Seiten des Jahres
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Mal steckt das Ensemble des Münchner Volkstheaters in bayerischer Tracht, dann in den Kostümen von fiktiven Superhelden; mal verrät das Team seine Lieblingsgedichte und Träume oder lässt die eigene Schrift von einer grafologischen Gutachterin analysieren. Die Schauspieler*innen arbeiten einen Tag im Getränkemarkt mit, setzen sich mit dem ehemaligen Bürgermeister Christian Ude auf eine Vespa, sie sprechen mit Gorillas im Tierpark Hellabrunn und mit Gefangenen in der Haftanstalt, sie erzählen von ihrer Darmspiegelung, wie es ihnen während der Pandemie erging, und was von einer Liebe übrigblieb, die sie fast verrückt werden ließ. Und warum das alles? Natürlich für den "Volksmund"!
Das Spielzeitheft des Münchner Volkstheaters erscheint zum Auftakt jeder Saison und liegt dann für alle frei verfügbar im Theater aus. Anfang September erscheint der "Volksmund" bereits zum 18. Mal. Also volljährig? Ja – nur erwachsen ist er noch lange nicht.
Damit aus dem "Volksmund" in jedem Jahr ein möglichst unterhaltsames, kurzweiliges Magazin wird, eine Überraschungstüte nicht nur für die Zuschauer*innen, sondern auch für die Mitarbeiter*innen des Hauses, geht das Redaktionsteam eigene Wege. Produziert wird das jährliche Heft allerdings nicht von einer Agentur oder einem Journalistenbüro, sondern aus dem Theater selbst heraus – als Gemeinschaftsleistung einer immer gleichen Truppe: Pressesprecher Frederik Mayet und Pressereferentin Weronika Nina Demuschewski, Fotografin Gabriela Neeb sowie Art Director Otto Dzemla. Textlich gestalten unterschiedliche Journalist*innen das Heft. In regelmäßigen Redaktionssitzungen werden die Themen des Jahres erdacht, alle Fotoshootings, Interviews, Beiträge von Fremdautoren organisiert das Team dann selbst.
Während sich in den vergangenen Jahren manch ein "Volksmund" nur um einen Themenkomplex drehte (Identität, München, Haltung), wurden andere Ausgaben bunt gemischt. In der Spielzeit 2010/2011 beispielsweise durften die Regisseur*innen des Hauses einen Tag lang nur die Wahrheit sagen – oder mussten lügen; in 2007/2008 erzählten wiederum Prominente wie die Schauspielerin Veronica Ferres, die 68er Ikone Rainer Langhans und der Barkeeper Charles Schumann, warum sie nicht ins Volkstheater gehen. Dazwischen lieferten Gastautoren wie die Schriftsteller*innen Juli Zeh, Wladimir Kaminer, Sybille Berg und Ilija Trojanow größere Lesegeschichten.
Bunt wird es jedes Mal auch für den Intendanten des Münchner Volkstheaters, Christian Stückl. 2006/2007 erklärte er Indien seine Liebe, ein Land, das er seit vielen Jahren regelmäßig besucht, 2008/2009 diskutierte er mit Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, über Vorbilder, und in 2015/2016 sprach er mit zwei Metzgern aus dem Schlachthofviertel über Konkurrenz, gute Nachbarschaft und billige Putenschnitzel – auch aus eigener Erfahrung.
Was die Leser*innen Anfang September in der 18. Ausgabe des "Volksmund" erwartet, wird natürlich nicht verraten. Fest steht nur eins: Überraschung!