"Es ist mein Element, zu schauen, was passiert. Nur so kann etwas Neues entstehen."
Datum
Interview: Tobias Obermaier
Nina, an welchen Musiker*innen aus München kommt man gerade nicht vorbei?
Also auf jeden Fall Mola, die ich auch für den Februar eingeladen habe. Das ist eine großartige Künstlerin, die bis nach Österreich bekannt ist, auf FM4 rauf und runter gespielt wird und schon sehr viel Publikum anzieht. Aber auch Umme Block ist super. Eine ganz andere Musikrichtung wie Mola. Die waren gerade erst Ende letzten Jahres auf einer wunderschönen Deutschlandtour. Und Telquist ist grandios. Der kommt eigentlich aus Regensburg, lebt aber mittlerweile in München. Diese drei Bands finde ich schon sehr stark. Durch das Fat Cat im alten Gasteig, das muss man ganz ehrlich sagen, gibt es sehr viele neue Proberäume und dort passiert gerade unglaublich viel. Das macht mich ganz glücklich.
Steckt hinter dem Salon Sonnenberg die Idee, etwas für die Münchner Musikszene zu machen?
Nein, das war eigentlich ein Pandemie-Projekt. Also aus einer Zeit, in der wir komplett ohne Honorar dastanden. Ich habe zuhause einen Salon Sonnenberg organisiert und Künstler*innen eingeladen, die ein Wohnzimmerkonzert spielten. Am Ende ging ein Hut rum. Da kam nicht wenig Geld zusammen. Das waren sehr schöne Abende, die wir bis heute noch organisieren. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, dass ich das woanders auch machen möchte. Das Kuratieren von Abenden macht mir sehr viel Spaß und es bringt alles zusammen, was ich seit Jahren mache. Ich moderiere, spiele Musik und nach 23 Jahren als Musikerin kenne ich sehr viele Leute. Damit das alles funktioniert, musste ich natürlich eine größere Location finden.
Wir haben nur einen halben Tag zum Proben.
Wie kam der Kontakt zum Volkstheater zustande?
Ich bin im Dezember 2022 im Volkstheater aufgetreten und habe damals schon einen Salon Sonnenberg aus der Show gemacht und einige Leute eingeladen. Ende letzten Jahres habe ich das Volkstheater gefragt, ob ich den Salon Sonnenberg machen kann. Natürlich mit der gehörigen Portion Unsicherheit, die man hat, wenn man solche Anfragen stellt. Aber das Volkstheater hatte große Lust darauf.
Der erste offizielle Salon Sonnenberg fand letztes Jahr am 23. Dezember statt. Wie war es?
Super! Also genauso wie ich es mir vorgestellt habe und das passiert ganz selten. Wir hatten super Künstler*innen da und gerade die Mischung aus Literatur, Kabarett und Musik war einfach etwas ganz anderes. Mit dabei war auch die Schlachthof Bronx. Das sind eigentlich ganz normale Freunde von mir. Und genau deswegen sind sie beim Salon Sonnenberg auch so wichtig für mich. Sie spielen zwar nicht selbst, sind aber als Gastgeber mit dabei und erweitern das Ganze durch eine wunderschöne lustige Art und Weise.
Du beschreibst den Salon Sonnenberg auch als WG auf der Bühne.
Genau, das ist das Gefühl auf der Bühne. Ich wollte unbedingt etwas kreatives und improvisiertes. Keine Show mit einer großen Choreografie. Alle Künstler*innen haben natürlich ihre Slots, in denen sie sich präsentieren. Deswegen kommen die Leute auch. Aber das Besondere an dem Salon ist, dass wir auch gemeinsam spielen. Wir haben nur einen halben Tag zum Proben. Kein Mensch weiß, was da passiert. Aber wir sind alle Profis und gerade das macht den Reiz des Abends aus. Dass eben auch mal was schief geht und man schaut, wie man das retten kann.
Das heißt, du kannst nicht wirklich sagen, wie der Abend im Detail ablaufen wird?
Es gibt eine grobe Struktur. Alle Eingeladenen haben einen Rahmen, in dem sie machen dürfen, was sie wollen. Und wir haben meine Band aus Wien da, mit der ich schon seit 16 Jahren zusammenarbeite. Alle Gäste spielen auch mit ihr. Mola hat zwar ihren Gitarristen dabei und der Maxi Pongratz wird die Maria Hafner an der Bratsche dabei haben. Aber es wäre logistisch nicht möglich, dass alle ihre eigenen Musiker*innen mitnehmen. Ich werde natürlich auch ein paar Nummern spielen. Wann, das weiß kein Mensch. Ich komme ja vom Oldschool und Freestyle Rap und daher ist es mein Element, einfach zu schauen, was passiert. Nur so kann etwas Neues entstehen. Das ist sehr befreiend.
Ende letzten Jahres habe ich das Volkstheater gefragt, ob ich den Salon Sonnenberg machen kann. Natürlich mit der gehörigen Portion Unsicherheit.
Wie gehst du in der Auswahl deiner Gäste vor? Ist das auch ein Stück weit ein Experiment?
Es ist schon viel Experiment, weil man nie weiß, wer wann Zeit hat. Zum Glück ist die Pandemie vorbei und alle sind viel unterwegs. Aber es soll immer ein Newcomer dabei sein. Oder jemand, der woanders schon bekannt ist, aber hier noch nicht. David Scheid zum Beispiel ist in Österreich mittlerweile richtig groß und hat mit dem Kabarettisten Bumillo vor kurzem im Vereinsheim vor 50 bis 60 Leuten gespielt. Und bei mir steht er dann vor 600 Menschen. Ich versuche auch so divers wie möglich zu sein. Das ist mir sehr wichtig. Endlich habe ich das in der Hand.
Was wünscht du dir für den Salon perspektivisch?
Ich kenne das aus dem Poetry Slam. Die Leute kommen nicht wegen irgendeiner bestimmten Person, sondern weil sie sich unterhalten fühlen möchten und das Format gut finden. Und das ist mein großer Wunsch für den Salon Sonnenberg. Dass es irgendwann total egal ist, wer kommt, sondern dass sie mir vertrauen. Das ist mein großes Ziel am Ende.