Der Brandschutz
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Gerade einmal fünf Jahre alt war das neue Hof- und Nationaltheater, das König Max I. Joseph für das Münchner Theaterpublikum bauen ließ, als es im Januar 1823 bis auf die Grundmauern abbrannte. Das Theater war für die damaligen Verhältnisse hochmodern, hatte die beste Bühnentechnik und bot 2400 Zuschauer*innen Platz. Selbst eine Sprinkleranlage wurde eingebaut. Doch als vermutlich die Flamme einer Gasbeleuchtung Teile der Dekoration entflammte und das Feuer rasend schnell auf die gesamte Bühnenkulisse und das Theater übergriff, half auch die Anlage nichts. Nach einer Überprüfung hatte man vergessen, die Wasserspeicher auf dem Dachboden wieder aufzufüllen.
Die strengen Brandschutzauflagen heutzutage sorgen zum Glück dafür, dass solche Brände nicht mehr vorkommen. Im Volkstheater ist der Produktionsleiter Harald Brückner für die Gewährleistung des Brandschutzes zuständig: „Wir müssen jede Inszenierung im Vorfeld von der Branddirektion abnehmen lassen. Das sieht so aus, dass zunächst der Szenenbau und das Bühnenbild genau beschrieben werden. Welche Materialien werden verwendet? Gibt es gefährliche Einbauten auf der Bühne? Kommt Pyrotechnik zum Einsatz? Im Anschluss schaut sich die Feuerwehr die Bühnensituation an, lässt sich alle Aufzeichnungen zum Bühnenaufbau zeigen und überprüft die nötigen Zertifikate.“
Wir müssen jede Inszenierung im Vorfeld von der Branddirektion abnehmen lassen.
Auch bei vermeintlich ungefährlichen Inszenierungen wird genau hingeschaut. So auch bei "Der Selbstmörder" von Claudia Bossard. Die Schauspieler*innen rauchen auf der Bühne - und nicht gerade wenig. Wo überall geraucht wird und wie die Zigaretten ausgemacht werden, muss dabei genau festgelegt werden. Die Zigarettenstummel dürfen nicht einfach auf den Boden geworfen und ausgetreten werden. Leicht entflammbares Material könnte auf der Bühne liegen. Außerdem kann es sein, dass die Schauspieler*innen im Eifer des Spiels die Zigaretten nicht ordentlich ausdrücken und diese weiter glühen. Hinzu kommt, dass die Stummel unbemerkt durch kleine Spalte in das Maschinenwerk unter der Bühne fallen und dort Schaden anrichten können.
Die Frage ist immer, warum ist die Zigarette da. Man möchte bestimmte Bilder erzeugen und diese Bilder können nur durch echte Zigaretten erzeugt werden. Das muss man begründen. Eine Figur zu zeigen, die raucht, weil sie abhängig von Zigaretten ist, reicht nicht aus.
Das heißt konkret, Zigaretten werden ausschließlich in Wasser ausgemacht. Und das kann überall mehr oder weniger versteckt oder offensichtlich platziert sein. Sei es ein mit Wasser gefüllter Aschenbecher auf einem Tisch, ein wie bei der Inszenierung von "Felix Krull" versteckter Aschenbecher hinter einem Metallrahmen, in dem der Schauspieler den ganzen Abend verbringt oder wie bei "Der Selbstmörder" große mit Wasser gefüllte Eimer an den Bühnenrändern, in denen die Zigaretten landen.
Und was sagt eigentlich das Rauchverbot in öffentlichen Räumen dazu?
Unter bestimmten Umständen darf auf der Bühne geraucht werden: Wenn es der Kunst dient. Aber nicht in den Zuschauerraum hinein. Und nur hinterhalb des Brandabschnitts, der die Bühne vom Zuschauerraum trennt. Laut Brückner muss es dafür auch eine dramaturgische Rechtfertigung geben: "Die Frage ist immer, warum ist die Zigarette da. Man möchte bestimmte Bilder erzeugen und diese Bilder können nur durch echte Zigaretten erzeugt werden. Das muss man begründen. Eine Figur zu zeigen, die raucht, weil sie abhängig von Zigaretten ist, reicht nicht aus."
Beim Brandschutz sollte man also immer genauer hinschauen. Auch beim Umgang mit Zigaretten. Denn die können auch ein Theater vernichten. 1946 brannte das Theatre Royal in Edinburgh vermutlich wegen einer noch glühenden Zigarette ab. Beim Brand des Nationaltheaters kam übrigens niemand zu schaden. Die Zuschauer*innen konnten das Theater rechtzeitig verlassen. Da die eisige Januarkälte auch noch das Löschwasser frieren ließ, hatte das Feuer Zeit, das ganze Haus niederzubrennen. Letztendlich wurde der Brand mit warmen Brauwasser aus den umliegenden Brauereien gelöscht.